Abschied

verkauft

Rezension des Werkes von Anne-Kathrin Lombeck, Bern (CH), http://satzbausatz.ch (Lektorat, Korrektorat)

Die Ambivalenz eines Abschieds
Entstanden im Jahr 2008 weckt Beate Niepels Werk Neugier: Der dunkelgrau - grünliche Speckstein gibt den Blick auf eine Frauengestalt frei. Sie ist poliert und setzt sich dadurch deutlich vom grob bearbeiteten Teil des übrigen Materials ab. Der Betrachter sieht ihren stilisierten Kopf, der sich ihm auf den ersten Blick zuzuwenden scheint: Die kräftig - sinnliche Frauengestalt mit ihren gerundeten Gliedmaßen nimmt genau in diesem Moment Abschied. Sie hat sich noch nicht völlig gelöst; ihre rechte Hand umgreift den Speckstein, aus dem sie geschnitzt ist. Ihr linker Arm, ebenfalls poliert, scheint mit seiner Umgebung zu verschmelzen: Die Gestalt nimmt einen Teil des Steins mit. Dennoch weist ihre Bewegung weg von ihm. Sie hat kein Gesicht und der Betrachter weiß nicht: Ist es ein notwendiges Abschiednehmen? Ein Abschied, der der Freude auf einen neuen Lebensabschnitt Raum lässt? Oder überwiegt der Schmerz über die Trennung?

Es scheint jedoch eine gewisse Innigkeit auch beim Lebewohlsagen fortzubestehen: Der unbearbeitete Teil umschließt den Rücken der weiblichen Gestalt und vermittelt so etwas wie Schutz. Diese Sphäre wird aufgegeben - ein ambivalenter Moment, der den Betrachter weniger einbezieht, als dieser vielleicht zuerst geglaubt hat. Auf den zweiten Blick wird klar: Die Betonung liegt hier auf dem Ereignis, nicht auf der Hinwendung zu etwas Neuem. Die Geborgenheit zwischen Figur und Material ist zwar noch da, aber die Notwendigkeit der Trennung scheint unumgänglich. Der Gedanke, dass die beiden sich je wieder vereinen könnten, passt nicht zu dieser kaum wahrnehmbaren Bewegung, die doch gerade nur den Moment des Abschieds zeigt. Es ist ein Abschied für
immer.

ID: 546
Entstehungsjahr: 2008
Dimension (B/H/T): 23/48/26 cm
Material: Steatit