Am 31. Mai öffnete die Besitzerin des Vorgartens ihre Tür, um einen Blick nach draußen zu werfen. Was sie sah, war jedoch mehr als überraschend. Dort, wo einst die Elfenblume stand, befanden ausgegrabene Pflanzen, die trostlos ihre Wurzeln in den Himmel reckten. Verwirrt und neugierig zugleich näherte sie sich. Es war offensichtlich, dass der Kater aus der Nachbarschaft zum wiederholten Male sein Geschäft in dem Garten erledigt hatte. Um einem Nachbarschaftsstreit aus dem Weg zu gehen, überlegte sie sich, eine Kunstaktion daraus zu machen. Vielleicht wurde dann der Katzenbesitzerin bewusst, dass der Kater im Vorgarten unerwünscht war. Anstatt sich über die Eskapaden des Tieres zu ärgern, begann sie, ein Grab für die Blumen zu gestalten. Erst stelle sie ein Verbotsschild für Katzen auf mit dem Hinweis "Mein Garten ist kein Katzenklo" und montierte ein Katzenabwehrsystem. Nun dachte sie über einen Titel für die Aktion nach und wie es weiter gehen sollte.
Zunächst wurde ein laminiertes Schild mit der Aufschrift: "Hier ruht "Elfenblume" gestorben durch mehrmaliges Ausgraben und Urinieren eines Katers" angebracht. Sie beschloss, das Grab jeden Tag mit einer kleinen Gabe zu erweitern. Also sollte der Titel der Aktion "Jeden Tag denke ich an dich" lauten. Sie schmückte die Stelle nach und nach mit Blumen, einem Gedenkband und einer Katzenfigur, die majestätisch über das Beet wachte; daneben stand eine Kerze, ein Glas-Herz mit Rosenblättern. In den nächsten Tagen erweiterten sich die Grabgaben um einen blauen Teller mit einem Gedenkstein, einem Kreuz und einem weiteren Gedenkstein, einem dritten Gedenkstein und frischen Rosenblättern einer englischen Duftrose und zum Schluss einem Wassergefäß, als Symbol für immerwährende Nahrung.
Es war offensichtlich, dass der Ärger über den Kater sich in einer überraschenden künstlerischen Aktion manifestiert hatte.
Von dieser Zeit an änderte sich die Beziehung zwischen der Besitzerin und dem Kater. Die Geschichte von der Elfenblume, dem Kater und dem unerwarteten Kunstwerk im Vorgarten verbreitete sich in der Nachbarschaft wie ein Lauffeuer. Die Kunstaktion hatte aus einem Konflikt eine Quelle der Freude und Gemeinschaft geschaffen. Die ungewöhnliche Geschichte erinnert daran, dass manchmal eine Prise Humor und Kreativität aus scheinbar unlösbaren Problemen etwas Schönes entstehen lassen kann.
