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Suche nach Utopia

  • beateniepel
  • 6. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Juli

In den nächsten Blogbeiträgen werde ich euch etwas zu den Gedanken und zur Entstehung meiner Installationen und Werkserien erzählen. Ich fange an bei:

Zwei weiße Marmorskulpturen im Garten
Suche nach Utopia

Eine zweiteilige Skulptur über das, was sein könnte – und was bleibt

Manchmal braucht es nur eine Geste, einen Blick – und eine Richtung. "Suche nach Utopia“ entstand 2007, in einer Zeit voller Fragen: Wohin steuert unsere Gesellschaft? Welche Visionen tragen uns? Und was ist noch möglich?


Die Skulptur bestand ursprünglich aus zwei Teilen. Der erste – auf einem schlichten Betonsockel – zeigt einen Zeigefinger und ein Auge. Aus weißem Alabaster gearbeitet, wirkt er wie ein stiller Wegweiser. Der Finger deutet nach vorne, das Auge bleibt wachsam. Es aber auch ein Symbol für Aufmerksamkeit, für die Kraft der Vorstellung.

Der zweite Teil lag ruhig in einem Kiesbett, wie ein Schiff, das auf seinen Aufbruch wartet. In seiner Mitte ruhte eine dunkle, schwere Kugel – glatt, geschlossen, voller Bedeutung. Für mich war sie ein Symbol für unsere Möglichkeiten: das noch Unentfaltete, das, was wir gemeinsam erreichen könnten. Eingefasst in eine weiße Schale aus Stein, getragen von einer Idee, einem Ziel.


Doch im Sommer 2021 veränderte sich alles.

Die Flut an der Ahr riss vieles mit sich – auch den zweiten Teil dieser Arbeit. Das „Schiff“ das Symbol des Werdens, wurde zerstört. Nur der Wegweiser blieb bestehen, auf seinem Sockel, unerschüttert.

Seitdem ist die Skulptur nicht mehr dieselbe. Und doch – oder gerade deshalb – spricht sie nun auf andere Weise. Der Zeigefinger, das Auge, sie weisen noch immer. Vielleicht nicht mehr nach Utopia, sondern in ein Jetzt, das gezeichnet ist von Verlust, Wandel und der Notwendigkeit, neu zu denken. Vielleicht ist das, was geblieben ist, sogar noch bedeutungsvoller als das, was gegangen ist.


Ich denke oft daran, wie fragil alles ist – unsere Träume, unsere Visionen, auch die Kunst. Und doch wohnt dem, was bleibt, eine stille Stärke inne. Der erhaltene Teil der Skulptur erinnert mich heute nicht nur an eine Idee von Zukunft, sondern auch an das, was uns trägt, wenn Zukunft ungewiss wird: Haltung, Aufmerksamkeit, ein innerer Kompass.

„Suche nach Utopia“ hat seine Form verändert – aber nicht seine Botschaft. Vielleicht ist genau das die Essenz von Utopie: dass wir weitersehen, auch wenn uns etwas fehlt. Dass wir weitergehen, auch wenn der Weg sich verändert.


In meinen neuen Skulpturen werden die Bruchstücke des "Schiffes" bearbeitet. Es entsteht daraus eine Werkreihe von fragilen Formen aus der Natur.

 
 
 

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