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. . . zu nah am Wasser gebaut

  • beateniepel
  • 13. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Juni

Serie von sieben Skulpturen
". . . zu nah am Wasser gebaut"

– eine Werkserie zwischen Zerstörung und Wandlung

Zwischen 2022 und 2023 entstand eine Serie von sieben Skulpturen aus Stein und Holz, die ich unter dem Titel „… zu nah am Wasser gebaut“ zusammengeführt habe,

sie sind mein künstlerischer Versuch, das Unfassbare zu verarbeiten – die Jahrhundertflut im Ahrtal im Sommer 2021. Auch mein Haus, mein Atelier, mein Werk wurden davon getroffen. Was blieb, war nicht nur Trümmermasse, sondern ein tiefes Bedürfnis, das Erlebte zu durchdringen – in Form, Material und Geste.


Die Arbeiten sind bewusst unverbunden aufgestellt, in keiner Rangfolge, ohne klare Beziehung zueinander. So wie auch die Flut kam – wahllos, erbarmungslos, ohne Unterschied zwischen Leben, Haus, Kunst oder Geschichte.

Teufelsflu(t)g Ein Rochen aus Serpentin, scharf gezeichnet, schwebend. Der Titel spielt mit dem Wort „Flug“ – aber auch mit der Flut, mit dem Teuflischen. Was leicht aussieht, trägt eine dunkle Kraft. Für mich ist es das Bild des Unkontrollierbaren.

noch mal die Kurve gekriegt Ebenfalls aus Serpentin gefertigt. Die Skulptur zeigt eine abstrakte Fischform, in einer eleganten Wendung. Ein Symbol für das Überleben, das Davonkommen, das Glück, das nur wenigen blieb.

abgetaucht Ein massiver Körper aus Steatit, ein Wal oder ein anderes Wesen der Tiefe – leise, fast tonlos. Diese Skulptur steht für das Verschwinden, das Nicht-mehr-Greifen-Können. Es erinnert mich an das, was in der Flut verloren ging – materiell, menschlich, emotional.

Melancholie Zwei Körper aus Holz, eng beieinander und doch allein. Die schlichte, aufrechte Form wirkt ruhig – und doch liegt etwas Schweres in ihrer Nähe. Melancholie ist kein Weinen, sondern ein tiefes Wissen um das, was nicht zurückkehrt.

Leerstelle Hier steht nicht das Sichtbare im Mittelpunkt, sondern das, was fehlt. Eine Figur in einer Figur – oder besser: eine Lücke, ausgespart in einem sonst lebendigen Material. Die Leere, die bleibt, ist manchmal lauter als jede Form.

im freien Fall Eine hängende Figur aus Holz, scheinbar haltlos. Bewegung nach unten – und kein Netz. Es ist die körpergewordene Ohnmacht, die viele in dieser Zeit gespürt haben. Der Moment zwischen Kontrollverlust und Aufprall.

Flutlicht / was bleibt? Eine gewundene Form aus knorrigem Holz. Irgendetwas, das sich noch hält – vielleicht ein Ast, ein Riff, ein Wegweiser? Der Titel ist doppeldeutig: Licht in der Dunkelheit, aber auch das Brennen der Erinnerung. Die Frage „was bleibt?“ ist bis heute offen.


Diese Werkserie ist mein Versuch, innere Bilder nach außen zu holen. Ich glaube nicht, dass Kunst trösten muss – aber sie kann Räume öffnen, in denen das Unsagbare formbar wird. Die Zerstörung hat meine Arbeit verändert.

Ich arbeite seitdem intensiver, ungeschützter, näher am Kern.

Diese Skulpturen erzählen keine abgeschlossene Geschichte. Sie sind Splitter, Fragmente, Zwischenrufe – und laden zum Dialog ein.

 
 
 

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